Who is it?

Am einfachsten ist es Wohl, wenn ich von vorne anfange.

Also ich bin am 11.11.1985 geboren. Ja, witzig. Das doofe Grinsen könnt ihr euch echt sparen. Scherz bei Seite. Was nämlich eigentlich viel wichtiger ist, als meine Faschingskindlichkeit ist, dass ich zusammen mit Leonardo DiCaprio Geburtstag habe. Toll, nicht? Seitdem ich das weiß, glaube ich noch weniger an Horoskope als gar nicht.

Jedenfalls bin ich am 11.11.1985 geboren, in einem grauen, unscheinbaren Krankenhaus in Bratislava, was wohl noch grauer und unscheinbarer ist, als ihr euch das jetzt wahrscheinlich ausmalt.

Meine Eltern haben zu dieser Zeit beide in Prag Mathematik studiert. Mein Vater war Deutscher und meine Mutter Slowakin.

Wir sind dann bis zum Ende des Studiums meiner Eltern nach Prag und danach wieder nach Bratislava gezogen.

Als ich fast neun war, sind wir nach Linz in Oberösterreich gezogen, für ein halbes Jahr, was schon allein deswegen interessant ist, weil man dort als Mathematiker für dieselbe Arbeit bedeutend mehr Geld verdient, das war Anfang des Schuljahres 1994. Meine Mutter starb am 10.10. an einem Autounfall, als sie grade nach Bratislava fuhr. Ich hatte etwas länger gebraucht, zu verstehen, dass ich sie wirklich nie wieder sehen würde und hatte es deshalb etwas gefasster aufgenommen. Sie war eine sehr begabte Pianistin und hat auch Gitarre gespielt. Nach ihrem Tod musste ich die Nachfolge antreten. Nach Österreich sind wir nach Deutschland, Freiburg im Breisgau genauer gesagt. Da durfte ich dann mit Gitarre spielen anfangen. Wenn ich jemandem eine Stadt weiterempfehlen soll, dann würde Freiburg nicht zu kurz kommen. Wir sind dann recht schnell aus der Stadt raus gezogen, nach Denzlingen, was sicher niemandem etwas sagt. Dort habe ich dann auch angefangen Schach im Verein zu spielen, man muss sich ja fit halten. Anfang des Schuljahres 1995 habe ich einen Monat bei meinen Großeltern in Weimar gelebt, als mein Vater in den USA war. Dort hatte ich meinen sanften Einsteig in ostdeutsche Lebensart.

Den Rest des Schuljahrs verbrachte ich dann in Denzlingen.

Dann sind wir 1996 nach Leipzig gezogen, wo meinem Vater eine Stelle angeboten wurde. Da kam ich gerade in die fünfte Klasse, an das Wilhelm-Ostwald-Gymnasium, falls das jemandem was sagt.

Mein Vater ließ mich dann auch noch Keyboardunterricht nehmen und begann mit meiner mathematischen Förderung. Weder Gitarren- noch Keyboardunterricht warfen wirklich Früchte ab, weil ich, was ich im Nachhinein bedauere, zu oft zu spät oder gar nicht da war und ohnehin nicht übte. Ich habe mich irgendwie mehr der bildenden Kunst gewidmet.

Anfang der siebten sind wir für ein halbes Jahr nach London gezogen, weil mein Vater da ein Angebot hatte und ich dort Englisch lernen konnte. Als wir zurückkamen, fing ich an, wie ein wilder zu programmieren. Ich hab's dann in der achten Klasse bis zum zweiten Platz im sächsischen Informatikwettbewerb gebracht und dann wieder gelassen. Ende des Jahrs kam natürlich die Jugendweihe und ich habe eine E-Gitarre gekriegt. Ein Freund von mir, der Wolle, fing dann an Bass zu spielen und wir überredeten einen weiteren, Christo, mit Gitarre anzufangen. Wir fanden in der Parallelklasse einen Schlagzeuger, Georg, der der einzige von uns vieren war, der tatsächlich sein Instrument beherrschte. Da er und ich die einzigen waren, die gleichzeitig singen und spielen konnten und seine Stimme noch schlimmer klang, wurde ich zum Sänger und so kommt es, dass ich heute immer noch singe.

Nachdem wir fast zwei Monate geprobt hatten, und der größte Teil unserer Zeit dafür drauf gegangen ist, einen Bandnamen zu finden, traten wir als „XXM" auf, beim sogenannten Willstock - so ein kleiner Konzertabend, den unsere Schule am Jahresende organisierte. Peinlicher Weise war das irgendwie auch noch ein Erfolg. Im darauf folgenden Jahr wiederholte sich dieser Spaß noch 11 mal, glaube ich, unter Namen wie „Toni Makkaroni Combo" und „Knäckepunkt". Eine tolle Zeit mit viel guter Laune und ziemlich schlechter Musik. Ich würde es jederzeit wieder tun ...

In dem Jahr fing dann auch mein Durchbruch als Nachwuchsmathematiker an. Im Endeffekt hatte ich es zu zwei zweiten und einem dritten Preis bei der Bundesrunde der Mathematikolympiade gebracht, und war mehrmals erster oder zweiter in einem der drei Slowakeiweiten Korrespondenzseminare.

Naja, irgendwann fing ich an mehr Zeit mit den Teilnehmerinnen an solchen Wettbewerben und Camps zu verbringen, als mit Mathematik an sich, was dann dazu führte, dass ich anfing Musik zu schreiben, weil die Teilnehmerinnen anders als die Mathematik nicht logisch durchschaubar waren.

Das erste Lied aus der Zeit, was ein bisschen bekannt ist, hört auf den Namen Euroopfer, was ich später Joni geschenkt habe, der mir auch beim schreiben half (er hatte grade Geburtstag). Da ging's mir grad nicht so toll und ich habe es geschrieben, damit wenigstens alle um mich rum gute Laune haben - da geht's einem selbst auch gleich besser. Alles andere habe ich auf Englisch geschrieben, was ich später ziemlich doof fand und irgendwo im Schrank verschwinden ließ.

Nach der zehnten Klasse ging ich dann nach Frankreich, Wolle auch, was für mich der Grund war zu gehen, abgesehen von einer der angesprochenen Problemquellen, und Christo nach Neuseeland, nur Georg blieb da. Kurz davor war ich noch in einer richtig geilen Band zusammen mit Cello, Bass, Schlagzeug und einer Sängerin, was für mich sehr inspirierend war, und ich habe es - ich weiß nicht wie - geschafft die Gunst einer der Mathematikbekanntschaften (das klingt nach viel; ob zwei viel ist, weiß ich nicht, mir kam's eigentlich zuviel vor) zu gewinnen, was für mich im Endeffekt noch viel inspirierender war.

In Frankreich hatte ich irgendwie bis kurz vor Schluss keine Band gefunden und allgemein meine Probleme mich anzupassen. Wer nur Paris kennt, kann ganz schön auf die Schnauze fallen, z.B. in den Randgebieten von Lyon. Aber ich bereue es eigentlich nicht. Jetzt weiß ich Leipzig noch mehr zu schätzen ...

Ich habe dort größtenteils Klavier gespielt, denn meine Gastfamilie hatte eins, und da kann man sich halt schön austoben. Als mich dann die Nachricht ereilte, dass ich das Glück hatte nicht mehr gebunden zu sein, kam der Punkt, an dem ich anfing Musik zu schreiben, wie ein Wilder. In zweieinhalb Wochen hatte ich 13 Lieder, von denen das erste „Bitte wieder Sonne" ist. Das sollte eigentlich eine CD für meine Ex-Freundin werden, aber die Qualität der Aufnahmen war so riesig, dass ich es lieber gelassen habe. Die anderen Lieder sind alle etwas zu persönlich und gehen eigentlich nur sie was an - nicht böse sein.

Zwei Monate vor meiner Abreise haben wir in Frankreich mit Freunden noch eine Band gegründet - „Freesound". Ich wollte nicht allzu viele Ansprüche stellen, ich war ja schon froh endlich wieder eine Band zu haben. Aber es hatte Spaß gemacht - wir haben so'nen Pop-Rock-Funk-Metall-Crossover fabriziert, einfach fremde Lieder verhunzt, oder verbessert - Geschmackssache.

Als ich aus Frankreich nach Leipzig wiederkam waren schon drei Lieder angefangen und eins fertig, die ich alleine mit Gitarre spielen wollte, aber von den drein ist nur San Francisco fertig geworden.

Ich fing an, wieder mit Wolle und Christo Musik zu machen, Georg hatte schon eine andere Band. Wir holten noch Paul ins Boot, ein, wie ich finde, sehr begabter Jazzgitarrist, der leider Krankheitsbedingt schon eineinhalb Jahre nicht mehr spielen kann und es vielleicht tragischer Weise nie wieder können wird. Die Kleine-Maulwurs-Kombo, später Pauloilouyouyoudjoe und dann im Endeffekt Grüner Daumen, hatte es, mit Georgs Unterstützung, bis zum Vorausscheid zu Leipzig zeigt Courage im Anker geschafft, aber unsere chaotische Art hat Siegchancen von vorn herein ausgeschlossen. Nach diesem Erfolg, was man durchaus so bezeichnen kann, haben wir aufgehört zu proben, weil Pauls Krankheit einsetzte, alle besseres zu tun hatten und ich in Ruhe an dem Album weitermachen konnte.

Ich habe dann zwischendurch noch mit Schlagzeug angefangen und bin dann in 4 Bands gewesen, jetzt sind es wieder drei.

Irgendwann zur Kursfahrt in der 12. Klasse habe ich Max von meinem Gitarrespiel begeistern können und er hat dann eine Aufnahmemöglichkeit für mich organisiert. Bis zum Aufnahmetermin kurz vorm Abi sind es dann die acht Lieder geworden, die ihr ja kennt.

Tja, jetzt ist das Ding endlich fertig und ich kann durch meine Lieblingskneipen tingeln. Mal schauen was wird. Damit ich mich nicht langweile, mache ich auch noch Zivi und fange wahrscheinlich mit einer vierten Band an, also nicht wundern, wenn ihr mich schlafend in der Bahn seht.