<sing> Wer wie was? Der die das! Wieso weshalb warum? Wer nicht fragt bleibt dumm. </sing>

Weshalb www.jooqo.de?

Naja, erstens war www.jurajkirchheim.de viel zu lang. Das hätte viel zu viel gekostet ...

Also es ist eigentlich mein Spitzname. Ohne "www." und ".de" natürlich. Mein Vorname Juraj hat im Slowakischen die Verniedlichungsform Jurko und meine slowakische Familie nennt mich so. Meine deutsche Familie nannte mich dann auch so, aber da die deutsche Zunge in einigen Dingen sehr Träge ist, kam etwas wie "Joko" raus. Das haben meine Freunde irgendwann mal aufgeschnappt, woraufhin ich auf "Juko" umgetauscht wurde. Das war mir viel zu langweilig, und deswegen habe ich es erst auf "Juqo", später auf "Jooqo" geändert, was sich auch super schrieben lässt.

Zu Beginn wollte ich das als meinen "Künstlernamen" wählen, als Tribut an alle, die an der Entstehung diese Namens beteiligt war, nämlich meine Familie und meine Freunde, also die, die mich im wesentlichen zu dem gemacht haben, was ich bin.

Im Endeffekt habe ich mich dann doch für meinen bürgerlichen Namen endschieden, weil es diesem mir selbst auf die Fahnen geschriebenen Prinzip von Offenheit, Direktheit und Ehrlichkeit entgegen kommt. Das andere habe ich dann bei der Homepage nachgeholt.

Wieso der Grüne Apfel?

Tja, die Möglichkeiten sind ungezählt, was dieser Apfel bedeuten soll. Vielleicht ist es der Apfel aus dem Tell, vielleicht der von Newton - wer weiß? Ein sehr bedeutungsträchtiges Symbol eben. Vielleicht kam mir auch nur so die Idee, einen grünen Apfel zu nehmen, damit sich alle Fragen, was das soll - ihr seid drauf reingefallen. Haha. Nun, meine Deutschlehrerin hat diesen Interpretationsansatz stets abgelehnt, also kann es das auch nicht sein ...

Vielleicht ist das auch ein saurer Apfel, in den man beißen muss, nämlich die Ehrlichkeit zu sich selbst, worum es in meinem ersten Album durchaus geht.

Vielleicht ist es der Apfel der Erkenntnis, meiner Erkenntnis, den ich euch versuche anzudrehen. Vielleicht aber auch der Erkenntnis, dass ich der einzige bin, der das alles so sieht. Das wird sich zeigen.

Und vielleicht hat der grüne Apfel sehr viel mit dem ersten Lied auf dem ersten Album zu tun, mit einer Person, die mich fragte, ob ich mich nicht hinter meinen Texten verstecke, wenn ich englisch schreibe; die mich dazu gebracht hat, das zu schreiben, was ich jetzt schreibe.

Warum dieses Album?

Ich will mal alle Fragen, die mir bisher schon zu diesem, meinem ersten Album gestellt wurden, beantworten und noch einiges hinzufügen.

Ein beindruckender Teil der Leute, mit denen ich über diese Musik rede, ist ja ziemlich frappiert, dass sich heutzutage tatsächlich noch einer hinstellt oder -setzt, und alleine mit Gitarre singt. Ich bin eigentlich auch nicht so der Biermannfan und hätte mir vor ein paar Jahren jemand gesagt, dass ich sowas tun würde, ich hätte ihm nicht wirklich Glauben geschenkt. Um zu erklären, wieso ich dann doch dazu gekommen bin, will ich mal ein klein wenig weiter ausschweifen - wer mich etwas kennt, weiß, was er jetzt zu erwarten hat ...

Es ist, glaube ich, allgemeingültig, dass man, wenn man eine Sache macht, immer höhere Ansprüche an sie und sich stellt. Es ist glaube ich leider auch allgemeingültig, dass das fast immer zur Perversion führt, dass man irgendwann den Sinn der Sache aus dem Auge verliert, beziehungsweise vergisst, was man wollte. Das fängt bei einfachen Spielen an und geht sehr weit, bis in die Musik zum Beispiel. Es kommt oft genug vor, dass man ebenvergisst, dass es bei Spielen oder Sport zunächst um Spaß geht und darum sich miteinander und mit sich selbst zu messen, und es nur um den Sieg geht, und das um jeden Preis. In der Politik fällt auf, dass es irgendwie nicht wirklich um Ideen und Ideale geht, sondern um Macht. Und die Musik hat ihre eigenen Probleme, finde ich.

Ich will es mal folgender Maßen erklären: Ich habe eine sehr konkrete Vorstellung davon, was das Wort "Kunst" bedeutet, die hoffentlich nicht nur verständlich, sondern auch nachvollziehbar ist. Sie ist aber an sich nicht besonders eingrenzend. Kunst heißt - für mich - Reflektion, heißt Dinge auszudrücken, Dinge auszusagen, Dinge einzufangen, aus der eigenen Wahrnehmung der Wirklichkeit eine Wahrheit zu abstrahieren und diese darzustellen. Ihr Mitspieler oder der Weg auf dem sie entsteht ist, was ich als Handwerk oder Werkzeug bezeichnen würde, zum Beispiel Musik, Malerei, Tanz, Theater, Literatur. Dieses Werkzeug dient dazu die Kunst zu machen. Man kann es natürlich auch nur um seiner selbst willen benutzen.

Der Unterschied äußert sich in etwa so, dass man zum Beispiel als Maler sich die Techniken erarbeitet photorealistische Bilder mit super Bildkompositionen entstehen lassen kann, oder dass man anfängt solange die Malerei zu reduzieren, bis einfarbige Rechtecke übrig bleiben, oder dass man einen ausgefallenen Stil entwickelt. Grade im Fall der "Abstrakten Kunst" geht man häufig zu weit um der von mir ganz frech vorgegebenen Definition von Kunst zu genügen. Abstraktion bedeutet ja an sich, dass man aus einer Sache, in diesem Fall jene, die man darstellt, etwas herauszieht; praktischer Weise das wesentliche. Das kann man sicher auch tun, wenn man ein blaues Quadrat malt, aber wenn es tatsächlich "Blaues Quadrat" oder "ohne Titel 4, 90,7cm x 90,7cm" heißt, dann ist das mit allergrößter Wahrscheinlichket nicht geschehen. Das ganze kann zu faszinierenden Ergebnissen führen, aber es kann genauso ins kitschige oder effekthascherische abdriften. Es gibt, glaube ich, der Maler viele, die unabbringlich dieser Faszination nachgehen, und andere wiederrum reizen dieses Handwerk aus, um sich gut zu verkaufen. Doch es gibt auch die, die ein Bild schaffen, dass nicht nur intensiv oder beeindruckend oder schön aussieht, sondern darüber hinaus, beziehungsweise trotzdem von seiner Aussage lebt.

Ein anderes Beispiel, um kurz die Breite der Sache zu illustrieren, wäre vielleicht das Marathonläufen. Das kann man tun, weil man den Weltrekord über 8 Jahre halten will, oder aber auch nur, weil man es sehr befreiend und angenehm findet, oder man könnte auch einen fünffachen Marathon laufen für Afrika, um auf das Thema hinzuweisen und um zu sagen "Schaut wieviel Zeit und Kraft ich investiere um auf das Thema aufmerksam zu machen und überlegt mal, wie wenig ihr dafür tun müsst, damit sich die Lage drastisch verbessert."

Im Grunde kann man dieses Modell, dass ich hier zu entwickeln versuche auch auf das Reden anwenden. Es gibt auch beim Reden diese verschiedenen Motivationen. Man kann Reden um etwas zu sagen, das einem Profilierung ermöglicht oder Bestätigung verspricht oder Macht verleiht, man kann reden um nichts zu sagen, sich einfach nur zu unterhalten, oder man kann reden um zu sagen, was man zu sagen hat. Um sich auszutauschen über Ideen und Vorstellungen, um seine eigene Wahrheit darzustellen. In diesem Fall ist Reden Kunst.

Ich denke an dieser Stelle wird klar, wie wichtig, wie natürlich, wie menschlich das ist, was ich als Kunst bezeichne. Eigentlich ist es so einfach, dass man das Wort fast garnicht braucht, weil es nicht viel mehr bedeutet als nachzudenken, ehrlich zu sein und auszudrücken, was man zu sagen hat. Und eigentlich sollte das ganz normal sein. Doch ich selbst zumindest habe den Eindruck, dass das nicht die Regel ist, sondern, dass mal wieder die Ausnahme zur Regel wird und das stört mich. Kunst soll auch kein Zwang sein, aber sie ist viel zu selten ein Option, das heißt sie wird zu selten als eine betrachtet und fehlt daher oft genau da, wo sie hingehört. Doch die Ehrlichkeit, die hier Bedingung ist, kann nur existieren, wenn es keine Zwänge gibt, denn die Lüge entsteht aus einem Zwang. Würde man sich alle Zwänge wegdenken, dann könnte man schließlich im Moment so sein, wie man ist und versuchen so zu werden wie man sein will (wobei das schon ein Zwang ist, der aber nie entfallen sollte) und das würde so reichen, man müsste sich nicht verstellen, nicht unehrlich sein, einfach Künstler sein, um meine eigenen Worte aufzugreifen. Das ist natürlich nie erreichbar, aber anstrebenswert. Die Entwicklung, die ich sehe, ist jedoch genau entgegengesetzt: Immer mehr Leute oder Institutionen sagen einem, wie man zu sein hat und wovon man zu träumen hat, stattdessen, dass man so akzeptiert wird, wie man ist, und einem gesagt wird, wie man sein könnte.

Und auch in der Musik fehlt es meiner Ansicht nach an Kunst.

Auf der einen Seite stehen die, die Musik für Geld oder Ruhm machen. Dann gibt es auch noch die, die sehr hohe Ansprüche an die Musik stellen, die sie machen, aber in dem Streben nach der Perfektion verheddert sind.

Als ich vor fast 5 Jahren angefangen habe Musik zu spielen, trieben mich eher niedere Beweggründe. Ich wollte irgendwie cool sein und versprach mir Vorteile beim anderen Geschlecht. Letztere trafen erst ein, als ich ernsthaft Musik machte - welch Ironie. Ich fing dann allmälig an, Musik zu verstehen, ein Gefühl für sie zu entwickeln. Ich habe dann angefangen wie ein bekloppter E-Gitarre zu spielen, so 3-4 Stunden pro Tag, ein gutes halbes Jahr lang, Blues und Jimmi Hendrix, später auch ein bisschen Jazz. Das fand'ich immer sehr befreiend - sehr gute Aggresions- und Stresstherapie, die ich nur weiter empfehlen kann. Als ich aber zwei mal in einem halben Jahr erfahren durfte, wie vielschichtig Liebe doch ist, vor allem was den schmerzhaften Sekto betrifft, reichte mir das irgendwie nicht mehr. Außerdem geht das mit Alkohol viel einfacher ...

Man kann Musik machen um toll klingende, technisch anspruchsvolle Dinge herzuzaubern, kann versuchen die Musik so toll zu machen, wie es geht, zu schauen, wie weit sie gehen kann, wie weit man sie ausbauen kann oder wie weit man sie zurückschneiden kann und daran seine Freude haben. Das war eine ganze Weile lang mein Ding und in einer Band mache ich das immer noch. Ich finde es auch toll und ich habe großen Respekt davor, denn was einige dieser Musiker drauf haben, werde ich nie auch nur annähernd können, und es sind auch genau diese Menschen, die die Musik vorantreiben und weiterentwickeln, ihr Tiefe und Vielfalt verleihen.

Aber mir hat das nicht gereicht. Ich habe genau das gemacht und mich gefragt, was fehlt und irgendwann bin ich darauf gekommen, dass es mir in der Musik nicht darum geht, dass sie gut klingt, sondern, dass sie was fasst, nämlich in meinem Falle das, was ich hinausschreien will.

Ich fing an, solche Lieder zu machen, die das leisteten. Solche Lieder schreiben sich an sich von selbst, man kann garnichts dagegen tun, aber man kann sie nicht erzwingen. Pech ist, wenn man zwischendurch abbricht, weil man das muss, oder weil man einschläft. Solche Lieder kriegt man selten mal zuende.

Ich wollte aber auch, dass die, die sich das vielleicht doch mal anhören, auch verstehen. Deswegen musste ich mich von überflüssigen Dingen loslösen, damit der Inhalt nicht in den Hintergrund rückt.

Daher habe ich mich für nur eine Gitarre entschieden. Was gibt es denn ehrlichcheres als Gitarre und Gesang? Das war auch für mich eine Herausforderung, denn es sollte ja trotzdem ein Ganzes werden. Außerdem ist man in einer Band in einer Gruppe von Individuen, die alle eine persönliche Vorstellung von Musik haben und ich wollte weder jemandem seine sozusagen verbieten noch von meiner eigenen abweichen.

Außerdem konnte ich mich damit selbst eingrenzen um zu vermeiden, dass ich nicht Dinge mache, die unnötig, oder übertrieben waren.

Ich habe auf alle Regeln geschissen, die ich früher wichtig fand, damit ich sagen kann, was ich will. Rhytmus, Lautstärke, Geschwindigkeit, Harmonien, Versmaß, Reimschema und Melodie, habe ich zu Mitteln gemacht und sie so verwendet, wie es mir gut und natürlich vorkam. Wenn es mal stolpert, muss ich sagen, so ist es im Leben und ich will auch kein Wort wegnehmen, wo es für mich hingehört. Die Regeln, die ich eingehalten habe, habe ich eingehalten, ohne drauf zu achten, weil ich daran gewöhnt bin und das nicht leugnen kann, denn mit Absicht diese Regeln zu brechen, nur um sie zu Brechen, würde auch nicht dem dienen, was ich Kunst nenne.

Den Namen Sechs Draht Seil Dichtung fand'ich dann einfach nur passend, denn er trifft eine ziemlich gute Aussage darüber, was das Album ist. Gitarre und Gesang. Die Sechs Drahtseile, die Seiten meiner Gitarre, die wie geerdete Drähte meine negative Energie in den Boden leiten können, die wie ein Netz mich auffangen, wenn ich in die Leere in mir selbst stürze. Aber an sich klingt Drahtseil sehr rauh, und so ist die CD nun mal.